Angst vor dem Älterwerden? Annette Frier ist das fremd. Im Januar 2024 zelebrierte die beliebte Schauspielerin ihren 50. Geburtstag. "Die Jugend ist definitiv vorbei, oder?", lacht sie, auf ihr großes Jubiläum angesprochen. "Das gilt es anzuerkennen. Das Leben verändert sich die ganze Zeit. Ich bin immer wieder völlig baff, wenn Leute sagen, alles soll so bleiben, wie es ist. Das ist doch verrückt. Die einzige Konstante, die es im Leben gibt, ist Veränderung", sagt der TV-Star, der aktuell in der Kinokomödie "Feste & Freunde" zu sehen ist. "Nun bricht – auch biologisch – eine neue Lebensphase an. Plötzlich bist du also keine junge, sondern eine mittelalte Frau. Ich finde es spannend, sich das anzuschauen."
Annette Frier: "Wie will ich denn älter werden?"
Und was sehen Sie?
Zum Beispiel sind die Kinder langsam groß. Sie werden noch ein paar Jahre zu Hause wohnen. Aber ich merke, wie sich auch dieser Lebensabschnitt langsam ausschleicht. Der Fokus verschiebt sich. Ich habe immer öfter Lust, mir freie Zeit zu nehmen. Das ist vielleicht der Unterschied zu den letzten 20 Jahren, in denen ich extrem darauf bedacht war, Dinge am Ende des Tages abzuhaken. Weil einfach so viel los war in den letzten 20 Jahren, habe ich – auch quantitativ – meine Energie hauptsächlich dem Beruf und dem Muttersein zur Verfügung gestellt. Nun merke ich plötzlich: Ach, Du bist ja noch viel mehr!
Männer fallen dann laut Klischee in eine Midlife-Crisis.
Krise ist ja generell eine interessante Überschrift. Es beschreibt in der Übersetzung erst mal eine schwierige Situation, in der eine Chance liegt. Insofern begrüße ich das. Das ganze Dasein ist ja sehr endlich, munkelt man. Wichtig ist, dass man sich selbst in die Arena begibt, anstatt dem eigenen Leben nur als Zuschauer beizuwohnen. Das bedeutet für mich unter anderem, mich ab und an im Spiegel anschauen und mich ehrlich zu fragen: Wie will ich denn älter werden?
"Diese Form der Nostalgie ist mir fremd"
Ihre Zwillinge sind 16, absehbar aus dem Haus, wie Sie sagten. Angst davor?
Manchmal kann ich es kaum erwarten. So viel zum schnellen Gag. Aber ehrlich: Ich freue mich wahnsinnig darauf, zu sehen, welche Wege sie beschreiten werden. Ich verstand auch nie Freundinnen, die meinten, es wäre schön, wenn die Kinder wieder klein wären. Das hatten wir doch schon, denke ich dann immer. Ich schaue auch gern zurück, aber diese Form der Nostalgie ist mir fremd.
Annette Frier: "Es wird ja viel gelogen, wenn Kinder kommen"
Wie hat das Muttersein Sie verändert?
Ich war ehrlicherweise zunächst total überfordert. Es wird ja viel gelogen, wenn Kinder kommen. Ich war eher geschockt – insbesondere da es Zwillinge sind. Ich fragte mich, wie ich das alles hinbekommen soll. Es hat ein paar Monate gedauert, bis ich Übung darin gefunden habe, dass wir ab sofort zu viert sind. Und wie alles, was man übt, findet dann schnell eine Normalität und in ihr sehr viel Schönes. Das ging Schritt für Schritt. Im Film sagt Jasmin Shakeri, die sich in ihrer Rolle auf einmal um Zwillinge kümmern muss: 'Wir haben Listen, damit wir die anderen Listen nicht vergessen.' Genau so war das bei uns. Listen für Listen. Unfassbar.
Sie spielen an der Seite von Trystan Pütter eine Frau, deren Ehe mehr als angeschlagen ist. Wie viel Arbeit macht eine Ehe?
Es ist durchaus eine handelsübliche Familiengeschichte, die wir da bespielen dürfen. Ich glaube, es gibt mehr Partnerschaften, die kriseln, als solche, die richtig glücklich sind. Es ist im wahren Leben eher selten so, dass man sagt: 'Alles ist so schön, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.' Tatsache ist, die Menschen kämpfen in ihrem Alltag. Das Erste, das leidet, ist die Liebesbeziehung oder die Romantik.
Was ist Ihr Rezept, um die Romantik aufrechtzuerhalten?
Ich habe keines, sonst hätte ich den Ratgeber schon herausgebracht. Ich glaube aber, dass man sich bewusst machen muss, dass man nie fertig ist mit einer Beziehung. Man kann nicht sagen, wir hatten DAS klärende Gespräch – fertig. Am nächsten Morgen geht es weiter. Es geht immer ums Jetzt und um Aufmerksamkeit und sich dessen als Paar bewusst zu sein. Dass man überhaupt bemerkt: Wir haben die letzten Tage aneinander vorbeigelebt, wie konnte das passieren?
"Dann kann man sich immer wieder ineinander verlieben"
Also Achtsamkeit als Beziehungsmotor?
Ich glaube wirklich, das macht den Unterschied. So wie wir uns hier verabredet haben, um zu sprechen. Das hat doch auch Priorität. Oder wie man sich für die Kinder alles freiräumt. Genauso sollte man sich auch für den Partner Zeit nehmen. Ach so, und Freunde sein – auch sehr wichtig.
Ist Freundschaft in der Ehe möglich?
Es ist die Basis, die Grundvoraussetzung. Dann kann man sich immer wieder ineinander verlieben.
Haben Sie Date Nights mit Ihrem Mann?
Ja. Haben wir regelmäßig. Dazu gehört auch, die Kinder mal bei Oma zu parken – und ausschließlich Pärchensachen machen! Zack!
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